Das Foto- und Videoprojekt von Cornelia Munzinger-Brandt und David Brandt zeigt »Reportagen aus Museen, die keine waren« und richtet den Blick auf Menschen, die die Transformation der Industrie nach der deutschen Einheit auf besondere Weise erfahren haben.
In großformatigen Fotos und begleitenden Zitaten werden 25 Personen nach ihren Wendeerfahrungen befragt. Alle haben in sächsischen Industriebetrieben gearbeitet, mit dem Ende der DDR ihren Arbeitsplatz verloren und später verändert in das alte Berufsfeld zurückgefunden. In Museen, Fördervereinen oder Initiativen bewahren und pflegen sie von ihren vormaligen Arbeitswelten, was geblieben ist. Die Protagonist:innen geben Einblick in persönliche Erlebnisse der Wende- und Nachwendezeit und die Transformationsprozesse, die ganze Regionen massiv erschüttert haben. In der Ausstellung fügen sich die Reportagen zu einem größeren Bild des Systembruchs.
»Man musste ja zur Wende Personal abbauen. Die Nachfrage nach diesen Produkten ist sofort zurückgegangen, mit der Umstellung des Geldes. Firmen wie Quelle haben vorher 50 Pfennig für ein Handtuch bezahlt und nach der Wende kostete das 5, 6 oder 7 D-Mark. Das konnte keiner bezahlen. Ich kenne Leute, die haben nie wieder eine Arbeit gefunden. Die sind jetzt über 30 Jahre zuhause und haben auch nichts für die Rente verdient. Schlimm ist das. Auch wenn die gern was anderes gemacht hätten, aber da war ja nichts, weil alles so spezifisch Textil gewesen ist hier in der Oberlausitz.«
Auf die Friedliche Revolution und die Deutsche Einheit der Jahre 1989 und 1990 folgte der wirtschaftliche Umbruch. Für einen großen Teil der Betriebe in den traditionsreichen Industriegebieten Sachsens gab es in der marktwirtschaftlichen Bundesrepublik und einer globalisierten Weltwirtschaft keine Perspektive. Sie wurden liquidiert und mit ihnen Hundertausende von Arbeitsplätzen.