Die Biografie Emanuel Goldbergs (1881 Moskau – Tel Aviv 1970) verbindet die Frühzeit der Erforschung der fotografischen Bildtechnik mit der Blütezeit des Kamerabaus in Dresden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Goldberg erhielt zunächst eine der ersten deutschen Professuren für Fototechnik und wurde später an die Spitze des damals größten europäischen Unternehmens in der Foto- und Kinobranche gerufen. Goldbergs Forschungen und Erfindungen erleichterten der Fotografie und dem Film den Aufstieg zu Massenmedien und bahnten den technischen Bildern den Einzug in die Wissenschaft. Nachdem Goldberg 1933 in die Emigration getrieben worden war, verschwand sein Name jedoch weitgehend aus der wissenschafts- und industriehistorischen Erinnerung, sein Wirken als Wissenschaftler und Manager und sein visionäres Denken als Pionier der Bildtechnik blieben bis in die jüngste Vergangenheit weitgehend unbekannt.
Im Jahr 2015 gelang es den Technischen Sammlungen Dresden, den von seiner in Tel Aviv lebenden Tochter aufbewahrten Nachlass Emanuel Goldbergs zu übernehmen. In einer zweijährigen Kooperation mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (HGB), der Technischen Universität Berlin und der Bournemouth University (UK) konnten Hunderte von Dokumenten und Fotografien sowie die Überreste von Goldbergs Experimentierwerkstatt erschlossen und der Forschung zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig untersuchte eine Gruppe der HGB auf dem Wege einer künstlerisch-experimentellen Archäologie Goldbergs Forschungen auf den Gebieten der Densitometrie und der Mikrofotografie. Eine Studiengruppe der TU Berlin realisierte einen Prinzipnachbau der wichtigsten, aber leider verlorengegangenen Erfindung Goldbergs, der Statistischen Maschine von 1931, die als die erste Suchmaschine der Welt angesehen werden kann.